Was ist dran an den Meldungen „Deponie Eiterköpfe, eine der modernsten Deponien Europas“ ?

Immer wieder werden Besucher der vom Deponiezweckverband Eiterköpfe betriebenen Deponie  in Ochtendung mit  einer Hängebahn durch einen Stollen unter die  Deponie gefahren und anschließend medienwirksam nach ihrer Meinung zum Erlebten gefragt. 
Tatsächlich sind viele Besucher von der modernen Technik angetan. Kaum eine Deponie in Deutschland verfügt über einen solch imposanten befahrbaren Stollen und erst recht nicht über ein  solch aufwendiges Transportmittel.


Andererseits braucht eine Deponie, deren Basis im freien Gefälle aus der Deponie heraus entwässert, keinen Stollen, keine Bewetterung, die für ausreichend Frischluft sorgt  und auch keine ferngesteuerte Hängebahn.
So etwas kommt  zum Einsatz, wenn in einem nach unten abgedichteten  abflusslosen Gelände eine Deponie betrieben wird. Das kontinuierlich entstehende Sickerwasser muss in diesem Fall dauerhaft aus der Deponie  gepumpt werden. Im Gegensatz zu den sonst üblichen Deponien ist die Deponie Eiterköpfe da schon etwas Besonders. 

Die ausländischen Besuchergruppen werden gerne medienwirksam mit dem Satz „Die Deponie in Ochtendung ist eine der modernsten Deponien Europas“ in der Presse zitiert.

Auch ohne Besuchergruppe gibt es kaum eine Presseerklärung des Deponiezweckverbands in dem dieser Hinweis fehlt.
Eine Wahl zur  modernsten Deponie Europas hat die Deponie Eiterköpfe freilich nie gewonnen ;-).

 

Offensichtlich macht es ein gutes Gefühl, eine moderne Deponie zu betreiben. Dieses Gefühl war es wahrscheinlich auch, das den Deponiezweckverband dazu veranlasste, durch alle gerichtlichen Instanzen darauf zu setzen, dass ihre moderne Deponie entgegen der neuen bundeseinheitlichen Verordnung ohne Abfallvorbehandlung auskommen sollte. 

Die positive Selbsteinschätzung des Zweckverbandes beeindruckte die Richter am Europäischen Gerichtshof in ihrem Urteil im Frühjahr 2005 nicht. Sie entschieden, dass der  Abfall auch in Ochtendung vor der endgültigen Ablagerung entsprechend den geltenden Verordnungen zuerst vorbehandelt werden muss. Ohne Vorbehandlung keine Deponierung; auch nicht in Ochtendung.   

Die Zeit,  die der Deponiezweckverband Eiterköpfe in Ochtendung dazu verwendet hat, sich durch alle rechtlichen Instanzen hindurch bescheinigen zu lassen, dass seine so moderne  Deponie nicht anders behandelt wird, als alle anderen deutschen Deponien auch, haben die anderen Deponiebetreiber deutlich besser genutzt. Sie haben sich in der reichlich bemessenen Übergangsfrist auf die neue rechtliche Regelung eingestellt. Allein oder zusammen mit benachbarten Landkreisen wurden die erforderlichen Abfallvorbehandlungsanlagen geplant, gebaut und mittlerweile auch betrieben.

Auf der Deponie in Ochtendung gibt es bislang keine Möglichkeit zur Abfallvorbehandlung.  Die Verantwortlichen beim Abfallzweckverband Eiterköpfe in Ochtendung zusammen ihren technischen und juristischen Beratern waren wohl so sehr von ihrer modernen Deponie überzeugt, dass sie für den Fall eines negativen Gerichtsurteils keine Vorkehrungen zur Abfallvorbehandlung getroffen haben. 

Die Abfallvorbehandlungsanlagen der umliegenden Landkreise/Deponien sind nicht auf zusätzliche Behandlung des Ochtendunger Abfalls eingerichtet. Lediglich im Landkreis Neuwied kann augenblicklich ein kleiner Abfallanteil aus Ochtendung mit behandelt werden.

Der Löwenanteil des anfallenden Abfalls wird deshalb auf der Deponie Eiterköpfe nur zwischengelagert bis Vorbehandlungskapazitäten erschlossen oder geplant und realisiert wurden. Der zwischengelagerte Abfall muss dann wieder ausgegraben, zur Abfallvorbehandlung transportiert und behandelt werden, bevor der so vorbehandelte Abfall dann endgültig deponiert werden kann.  Diese Vorgehensweise ist weder durchdacht noch modern. Sie ist aus der Not heraus geboren und einfach nur ärgerlich und teuer. Der Abfall muss mehrfach angepackt werden. Hinzu kommen Aufwendungen für Arbeits- und Emissions-/Immissionsschutzmaßnahmen die erforderlich werden, wenn der Abfall aus dem Zwischenlager wieder abgegraben wird. 

Bisher hat noch niemand die Verantwortung für das suboptimale Management, die wenig erfolgreiche begleitende technische und juristische Beratung und das fehlende alternative Konzept beim Deponiezweckverband übernommen.

Die Presseerklärungen mit dem Tenor der modernen Deponie erscheinen immer noch.  Ob die Meldungen ausreichen die Bürger auf die anstehenden Gebührenerhöhungen einzustimmen, darf bezweifelt werden. Den Gebührenzahlern wird spätestens mit der anstehenden drastischen Gebührenerhöhung auffallen, dass da wohl irgend etwas fürchterlich schief gelaufen sein muss mit der modernen Abfallwirtschaft.
Es ist noch nicht bekannt, ob die in Zukunft anstehende jährliche Gebührensteigerung 30 %, 40 %, 50 % oder gar noch mehr betragen wird. Erst mit der Veröffentlichung der Gebührenerhöhung bzw. Leistungskürzung wird dem Gebührenzahler die finanzielle Tragweite des vom Deponiezweckverband und seinen Beratern gewählten Weg klar.
 

Fehler kommen vor!

Bei Projekten im Abfallbereich werden Fehler zumeist sehr teuer. Üblicherweise lassen sich durch kompetente Beratung und wohl überlegtes Handeln Fehler bereits im Vorfeld vermeiden. Leider funktioniert das in der Praxis nicht immer.  

Eine schnelle und umfangreiche Fehleranalyse und abgeleitet daraus Maßnahmen, die eine Widerholung verhindern, sind in Unternehmen der freien Wirtschaft üblich weil überlebensnotwendig. Was für die freie Wirtschaft gut ist, sollte auch auf einen Deponiezweckverband  anwendbar sein. Hier sind  die  politischen Gremien  in den Landkreisen  Mayen-Koblenz,  Cochem -Zell sowie der Koblenzer Stadtrat gefragt . Mitglieder aus diesen Gremien bilden die Verbandsversammlung  im DZV. Über die Verbandsversammlung kann Einfluss auf den DZV genommen werden.


Die Deponie Eiterköpfe kann übrigens nach Anmeldung (Tel: 0261 108-344) von Gruppen bis zu 30 Personen besucht werden. Die Führung dauert ca. 2 Stunden und ist für die Besucher kostenlos.

 

 

 

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Norbert Leimbach

Webmaster Maifeld21

 

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