Die Frage: Alternative Energie, ein Thema für  S i e ?

Nehmen Sie sich ca.10 Minuten Zeit für eine einfache und nachvollziehbare „Was wäre wenn“ –Betrachtung zum Thema Energieerzeugung und ihre Risiken  in unserer Region. 

 

Hier das angenommene Szenario:

Aufgrund eines technischen Versagens und/oder eines Sabotageaktes kommt es in  einem der vier Reaktorblöcke des Atomkraftwerks im französischen Cattenom zur Freisetzung einer größeren Menge Radioaktivität in die Atmosphäre

 

Die Frage an Sie : 

Haben Sie sich schon einmal überlegt, welche Auswirkungen ein Störfall im etwas mehr als 100 km vom Maifeld entfernten Atomkraftwerk Cattenom  für Sie persönlich haben könnte?

 

Ein paar Fakten:

·         Das angenommene Szenario ist nicht an den Haaren herbeigezogen. Die Eintrittswahrscheinlichkeit ist nicht so klein, daß man sich im Vorfeld darüber keine Gedanken zu  machen braucht. Mit Blick auf  9/11 und dem dort aufgetretenen Terrorismus neuer Generation fand im Auftrag der Bundesregierung eine angepaßte Bewertung des Risikopotentials von Kernenergieanlagen statt. Die Ergebnisse liegen seit 2002 vor. Sie wurden bisher nur bruchstückhaft veröffentlicht. Einige Informationen erhalten Sie hier und hier.  Ob in den bisherigen Risikobetrachtungen der Faktor Korruption bei den am Bau und Betrieb von kerntechnischen Anlagen beteiligten Firmen genügend berücksichtigt wurde,  darf nach heutigem Kenntnisstand bezweifelt werden (Details hier).

Wenn Sie wissen wollen, was im Ernstfall auf Sie zukommen kann, spielt hierbei Ihr eigener Standort eine wichtige Rolle:   

·         Distanz Polch – Atomkraftwerk Cattenom mit 4 Reaktoren ~ 127 km Luftlinie in südwestlicher Richtung von Polch gelegen

·         Vorherrschende Windrichtung in der Region aus SW

·         durchschnittliche Windgeschwindigkeit ca. 15 km / h (geschätzt)

Anmerkung: Daten zur augenblicklichen Windgeschwindigkeit können Sie z.B. von der zwischen Cattenom und Polch in Gillenfeld gelegen privaten Wetterstation I-Eifel-1 im Internet einsehen. Die Seite enthält auch ein Archiv mit Monats-  und Jahresdaten. Sie finden die Seite  hier. Eine Übersicht über das rheinland-pfälzische Radioaktivitätsmeßnetz finden sie  hier .  Die aktuelle Lage der radioaktiven Belastung im Umfeld der Atomkraftwerke  finden Sie hier.  Falls Ihnen die im Strahlenschutz benutzen Einheiten nicht geläufig sein sollten, könnte Ihnen die Lektüre hier helfen. Eine gut erklärte  Zusammenstellung der aktuellen Leitlinien zum Strahlenschutz finden Sie  hier.  

·         Die Luft aus Cattenom erreicht Polch unter den angenommenen Bedingungen nach rund 10 Stunden. Dieser zeitliche Zusammenhang gilt auch im Störfall mit  radioaktiver Belastung der Atmosphäre.

·         Nach der Meldung des Störfalls durch den Betreiber der Anlage werden  Notfallprogramme abgefahren. Die Rahmenempfehlung über die Notfallmaßnahmen im Umfeld kerntechnischer Anlagen finden Sie hier. Den Leitfaden, nach dem der Fachberater Strahlenschutz der Katastrophenschutzleitung handelt finden Sie hier. Informationen über die Verfahrensweise der  zuständigen Aufsichts- und DienstleistungsDirektion (ADD) und den vorgesehenen Maßnahmen Meß- und Evakuierungsmaßnahmen in Rheinland-Pfalz erhalten Sie  hier.  Die für das Saarland herausgegebene Notfallplanung finden Sie im Vergleich dazu hier (Achtung 5 MB große PDF-Datei).

·         Die Alarmierung der Bevölkerung soll bei Bedarf u.a. durch Radio/Fernsehen und Sirenensignale erfolgen. Sollten Ihnen diese Signale nicht bekannt sein, ist dies im Notfall schlecht für Sie. Informieren Sie sich bei Bedarf hier .

·         Auf Bundesebene beschäftigt sich das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe mit der Planung von Schutz- und Nothilfemaßnahmen.  Ob Ihnen die dort feilgebotenen Informationen weiterhelfen, können Sie  hier selbst beurteilen. Zumindest bemerkenswert sind auch die Ausarbeitungen zum Thema Basisschutzkonzept kritischer Infrastruktur aus dem gleichen Hause.

·         Notfallplanungen fallen in Rheinland-Pfalz unterhalb der Landesebene in den Zuständigkeitsbereich der ADD, die diese unter  Beteiligung der kreisfreien Städte und Landkreise ausarbeitet. Im Landkreis Mayen-Koblenz ist der Katastrophenschutz im Referat Ordnung und Recht angesiedelt. Nähere Informationen zu den dort für Sie geplanten Maßnahmen sollten sie unter den Telefonnummern  0261-108 330/ oder 108 450 oder 108329 erfragen können.

 In welcher Zeit Sie nach einem Störfall mit Freisetzung von Radioaktivität für den Sachverhalt informiert werden, hängt u.a. vom Zeitverzug ab, mit dem der Anlagenbetreiber den Störfall meldet. Ebenfalls wichtig ist die Zeit, die die Aufsichtsbehörden für die Auswertung und die Auslösung der Alarmierungskette benötigen. Unabhängig von den Alarmierungszeiten beginnt mit der Freisetzung der Radioaktivität in die Atmosphäre die Verteilung und der Transport der Radioaktivität zu Ihnen. 

 Da bei uns wahrscheinlich nur ein verschwindend geringer Prozentsatz der Bevölkerung auf radioaktiv belastete Luft bzw. radioaktiven Staub vorbereitet ist, können Sie sich selbst überlegen, welche Schutz- und Reaktionsmaßnahmen Ihnen und Ihren Lieben spontan zur Verfügung stehen, wenn sie erfahren, daß die Luft um Sie herum plötzlich radioaktiv belastet ist. 

Aufhören zu atmen wirkt erfahrungsgemäß nur stark begrenzt und stellt keine ernst zu nehmende Alternative dar.  Partikelfiltermasken, die zumindest das Einatmen von radioaktivem Staub wirkungsvoll verhindern könnten, kosten nur wenige Cent. Sie gehören jedoch eher weniger zur Standardschutzausrüstung in deutschen Haushalten und stehen daher den Betroffenen auch nicht zur Verfügung.  Ein weiteres Problem dürfte die Größe der gängigen Masken sein. Für den Arbeitsmarkt/Arbeitsschutz entworfen, passen sie Kindern nur bedingt und Säuglingen eher nicht. Gerade dieser Personenkreis wäre jedoch auf einen möglichst effektiven Schutz vor den strahlenden Staubpartikeln in der Lunge  angewiesen. Speziell für Kinder und Jugendliche ist nach einer Strahlenexposition das Risiko, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken signifikant erhöht.  

Mit dem eigenen Fahrzeug zu versuchen, die Gefahrenzone zu verlassen, dürfte in Anbetracht von zu erwartender Massenhysterie und verstopften Straßen wahrscheinlich keine gute Idee sein. Im Stau auf den Autobahnen A 48 und A 61 sind die persönlichen Schutzmöglichkeiten zudem sicherlich noch stärker eingeschränkt.

Die üblichen Ratschläge „nicht im Freien aufhalten, Fenster und Türen geschlossen halten, fensterlose Räume aufsuchen“ helfen auch nur bedingt. Die zwangsweise Untätigkeit bietet jedoch den Vorteil, daß spätestens jetzt etwas mehr Zeit zum Nachdenken bleibt.

Über den Wertverlust des eigenen jetzt verstrahlten Grundstücks dürften sich zu diesem frühen Zeitpunkt die Wenigsten Gedanken machen. Es tauchen wohl eher die ersten Fragen zur eigenen Gesundheit/Perspektive auf. Wie es damit im Umfeld eines havarierten Atomkraftwerks bestellt ist, erfahren Sie hier.  Einige interessante Dokumentationen über uns als Versuchsobjekte bei der Energieerzeugung durch Kernkraft finden Sie hier hierhier oder auch hier.     

Üblicherweise haftet der Betreiber einer Anlage für den durch ihn bzw. seine Anlage verursachten Schaden. In Ihrem persönlichen (vorerst hypothetischen) Fall würde es sich um den Schaden an ihrer Gesundheit und ggf. auch um Vermögensschäden (Wertverlust des Gebäudes/Grundstücks, Umzugskosten in weniger verstrahlte Gebiete ...) handeln. Informationen über das Thema Haftpflicht von Atomkraftwerksbetreibern erhalten Sie hier.

Angaben über die zu erwartenden Auswirkungen eines Reaktorunfalls auf die Umgebung hängen maßgeblich von der Menge des freigesetzten radioaktiven Materials und den jeweiligen Witterungsbedingungen ab. Einen eindrucksvollen Überblick über die Verteilung des freigesetzten radioaktiven Inventars des Unglücksreaktors von Tschernobyl, aus dem schätzungsweise 4 % des ursprünglich vorhandenen Inhalts von rund 200 Mg (Tonnen) Uran freigesetzt wurde, finden sie hier. Die Karte verdeutlicht anschaulich die zu erwartende Fernwirkung auch über viele hundert Kilometer. 

Überträgt man in grober Näherung die Auswirkungen von Tschernobyl auf den Standort Cattenom, dann wäre für die Bewohner der im näheren Umkreis des Reaktors gelegenen Städte Luxemburg, Mettlach, Merzig, Konz und Trier aufgrund der dann dort herrschenden hohen Strahlenbelastung eine möglichst rasche Evakuierung und langfristige Umsiedlung angesagt.  Zumindest für die im Saarland gelegenen Gemeinden sind entsprechende Planungen im Internet veröffentlicht (hier).  

Dass eine großflächige Evakuierung des verstrahlten Kraftwerkumfeldes notwendig werden kann, zeigt wiederum das Beispiel Tschernobyl. Auch über 20 Jahre nach der Reaktorkatastrophe ist ein Bereich von 30 km um den explodierten Reaktor noch immer als unbewohnbare Sperrzone  deklariert.  In den angrenzenden noch/wieder bewohnten Gebieten wurden für die dort lebenden Menschen Verhaltensempfehlungen erarbeitet, um die Strahlenbelastung zu minimieren.

Die Eifel ist rund 1200 km vom explodierten Atomreaktor  in Tschernobyl entfernt. Die Explosion des Reaktors geschah vor  über 20 Jahren. Welche Auswirkungen der Reaktorunfall auf unsere Gesundheit hatte/hat finden Sie hier. Mit weiteren negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit ist auch 20 Jahre nach der Katastrophe zu rechnen. Dies belegen die Verbraucherempfehlungen die z.B. den Verzehr von strahlenbelastetem Wild und Wildpilzen reglementieren. Ein Beispiel finden Sie hier.  

Die Empfehlungen behelfen sich mit Grenzwerten. Aufgrund neuer  medizinischer Kenntnisse wurden diese in der Vergangenheit vielfach nach unten korrigiert. Im Einzelfall findet die  Schädigung einer biogenen Zelle auch nicht erst mit Überschreiten eines Grenzwertes statt. Sollte es sich bei der geschädigten Zelle um eine Ihrer Zellen handeln, dürfte es  Ihnen zudem schwer fallen, den Nachweis zu erbringen, daß das Material aus dem Atomkraftwerk Ihren Krebs verursacht hat. Neun Monate nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl stiegen in Deutschland die Fälle von Trisomie21 bei Neugeborenen an. Trotz der offensichtlichen Signifikanz sind Entschädigung für die Betroffenen kein Thema. Es ist nicht zu erwarten, daß es uns oder unseren Angehörigen im eigenen Schadensfall besser ergehen wird.

In Eifel und Maifeld wird seit langem intensiv über Landschaftsverschandelung, Schattenwurf, Diskoeffekt,  und die gesundheitlichen Risiken von Windrädern für Mensch und Vögel diskutiert. Neuerdings gewinnen in der öffentlichen Diskussion verstärkt die Themen Geruchs- und Lärmbeeinträchtigungen von Biogasanlagen an Bedeutung. Auch werden bei uns vermehrt Stimmen laut, die unter dem Aspekt der globalen Treibhausproblematik für den Bau neuer Atomkraftwerke plädieren. Vor dem Hintergrund des oben nur grob angerissenen Szenarios laufen die Debatten am eigentlichen Kern des Problems wohl weit vorbei. 

Es wäre wünschenswert, wenn die Diskussionen zur Thematik der Energieerzeugung weniger lokal und mit mehr Weitblick geführt würden.

Wer öffentlich über die Umweltfeindlichkeit von Energieerzeugung diskutiert,  erweist den Menschen hier einen Bärendienst, wenn er sich bei der Diskussion auf die Windräder und  Biogasanlagen der eigenen Gemeinde/Verbandsgemeinde beschränkt. Dies gilt um so mehr, als die Region Maifeld/Eifel in der Hauptwindrichtung der Atomkraftwerke von Cattenom liegt.

Es sollte jedoch auch nicht vergessen werden, daß Windrichtungen auch wechseln und auch noch andere Atomkraftwerke in Deutschland/Europa betrieben werden. Für deren Umfeld  gelten die gleichen Bedingungen und Risken.  Eine Übersicht über die deutschen Atomkraftwerke finden Sie hier unter dem Unterpunkt Atomenergie/Atomanlagen.  Angaben zu den Betreiben finden Sie  hier und ggf. auch hier. Die Übersicht der europäischen Kernkraftwerke finden Sie hier.  Eine weltweite Gesamtübersicht der Atomkraftwerke gibt es hier. Alle (?) kerntechnischen Anlagen finden Sie  hier.

Mittlerweile gibt es auch Studien, die in ihrer Risikobetrachtung  die neue Generation der Terroristen mit berücksichtigen und dabei zu sehr ernüchternden Ergebnissen kommen. Falls Sie sich wirklich umfassend über die Risiken der Atomkraft  informieren möchten, probieren sie es einmal  hier .

In Anbetracht der möglichen katastrophalen Folgen eines Atomunfalls stellt sich die Frage, warum die Risiken der Atomkraft in den meisten Kommunen kein Thema ist, statt dessen aber Diskussionen über die Gefahren der alternativen Energien vom Zaun gebrochen, geschürt und hoch gehalten werden.

Ursachen, wie die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Stromkonzernen, Kommunen und politischen Entscheidungsträgern, sind es in diesem Zusammenhang sicherlich wert, näher untersucht zu werden.

Bereits auf unterster Ebene profitieren die Gemeinden an den Durchleitungsgebühren der Stromlieferanten. Kommunen sind vielfach durch Aktienpakete an den Geschäften der Energieerzeuger beteiligt.

Auf höherer Ebene sind Landräte und Bürgermeister in die Firmenstrukturen der Stromerzeuger eingebunden (Einige Infos hier und hier). Auf höchster Ebene belegt der Wechsel von Minister (Müller) und Kanzler (Schröder) in Spitzenämter der Energiewirtschaft die Affinität von Macht und Energie. Infos zur Lobbyarbeit der Energiewirtschaft finden Sie hier. Einen interessanten Beitrag zum Thema (ein Entwurf!?) mit weiteren Beispielen finden Sie hier .

Die dargelegten Zustände können als Argument gegen eine rationale Beurteilung der Risken der momentanen Energieerzeugung bei den Beteiligten Entscheidungsträgern gewertet werden.

Finden Sie mittlerweile nicht auch, daß alternative Energieerzeugung  ein Thema für  S i e   sein könnte?

Werden Sie selbst aktiv!

Informieren Sie sich. Schauen Sie z.B. einmal hier  und hier nach, und beurteilen Sie selbst, die dort angegebenen Lösungsansätze gegen Korruption bei Ausschreibung, Bau und Betrieb von Kerntechnischen Anlagen oder bei Terroranschlägen verübt durch Selbstmordattentäter.

Vergleichen Sie die spezifischen Risiken, die mit den unterschiedlichen Arten der Energieerzeugung verbunden sind. Prüfen Sie, wie die politischen Parteien mit dem Thema Energie bisher umgegangen sind und jetzt umgehen. Scheuen Sie sich nicht, die Politiker ihres Vertrauens mit Ihren Anregungen und Bedenken und Fragen zu konfrontieren.

Fragen zum Thema?

Gerne! Hier

Verantwortlich für den Inhalt

Norbert Leimbach

 

www.maifeld21.de

05032007        

 

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